Eine Operation, die den Tumor vollständig entfernt, ist die erste und beste Behandlung von neuroendokrinen Tumoren. Im Falle kleiner (<1-2 cm im Durchmesser), gut differenzierter Karzinoide des Magens, des Zwölffingerdarms oder des Mastdarms kann i.d.R. auf eine offene Bauchoperation verzichtet werden: die Entfernung dieser kleinen, gut differenzierten (G1) Karzinoide des Magens, Zwölffingerdarms oder Mastdarms erfolgt endoskopisch, d.h. unter Kurznarkose im Rahmen einer Magen- oder Darmspiegelung.
Im Gegensatz zu vielen anderen Tumorarten hat bei gut differenzierten, neuroendokrinen Tumoren die Chirurgie selbst dann ihre Bedeutung, wenn zwar nicht alle Tumorabsiedelungen, aber zumindest der Großteil (>80%) der Tumorlast entfernt werden kann oder wenn eine Darmeinengung, eine karzinoidbedingte Darmdurchblutungsstörung oder eine Blutung vorliegen. Das Entfernen oder Zerstören des Großteils des Tumors und seiner Absiedelungen verringert effektiv die Menge der im Blut zirkulierenden schädlichen Hormonstoffe. Dies führt bei vielen Patienten zu einer langanhaltenden Linderung ihrer Symptome.


Behandlung von Lebermetastasen

Haben neuroendokrine Tumoren bereits in entfernte Organe gestreut („Streutumor“), so ist in den meisten Fällen die Leber betroffen. Sind die Absiedelungen (überwiegend) auf die Leber beschränkt, so steht nach der Operation des Primärtumors die spezifische Behandlung der Lebermetastasen im Vordergrund. Behandlungsmethoden, die für die Therapie von neuro¬endo¬krinen Lebermetastasen in Frage kommen, sind:

  •     die Operation (Leberteilentfernung)
  •     die radiofrequenz-induzierte Thermoablation (RITA oder RFA)
  •     die perkutane Ethanol- oder Essigsäure-Injektion (PEI)
  •     die transarterielle (Chemo-)Embolisation (TACE bzw. TAE)
  •     die transarterielle Radioembolisation (TARE),
        Synonyme Bezeichnung: die selektive interne Radiotherapie (SIRT)
  •     Peptidrezeptor-Radionuklidtherapie (PRRT)
  •     die medikamentöse Behandlung


oder eine Kombination dieser Therapieformen.


Operation / Leberteilresektion

Die Entscheidung zugunsten einer Operation von neuroendokrine Lebermetastasen hängt davon ab, ob die Metastasen so umschrieben in einzelnen Bereichen der Leber liegen, dass sie problemlos vollständig chirurgisch entfernt werden können. Bei der Leberteilresektion reseziert der Chirurg das bzw. diejenigen Lebersegmente, die die Metastasen beherbergen.  Da gut differenzierte, neuroendokrine Lebermetastasen die Leberfunktion nicht oder allenfalls gering beeinträchtigen, ist die Funktion des verbleibenden gesunden Leberrests i.d.R. normal und ausreichend.
Der Vollständigkeit halber sei hier angemerkt, dass die Lebertransplantation bei Patienten mit ausschließlich auf die Leber begrenzten Metastasen eines gut differenzierten Dünndarmkarzinoids erfolgreich angewandt wurde. Allerdings hat die Lebertransplantation dennoch keinen festen klinischen Stellenwert erlangt, da das beobachtete  5-Jahres-Überleben nicht signifikant besser war als das 5-Jahres-Überleben von vergleichbaren Patienten, deren neuroendokrine Lebermetastasen mit den anderen heutzutage in Zentren zur Verfügung stehenden und hier aufgeführten Therapieformen behandelt wurden und werden.  

Abbildung 10:  Schema der Lebersegmente I-VIII

Abbildung 10

modifiziert nach Steinberg & Scherübl, Patientenbroschüre Falkfoundation 2008



Prof. Dr. med. Hans ScherüblFachliche Beratung

Zentrum für neuroendokrine Tumoren
Prof. Dr.med. Hans Scherübl
Vivantes Klinikum Am Urban
Akademisches Lehrkrankenhaus der Charité, Berlin
Dieffenbachstraße 1
10967 Berlin

Tel: (030) 130 225201
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