Bei fortgeschrittenen, schlecht differenzierten und undifferenzierten neuroendokrinen Tumoren (sog. G3-differenzierten, neuroendokrinen Karzinomen) ist die zytoreduktive Chemotherapie die Therapie der Wahl; bei undifferenzierten neuroendokrinen Karzinomen verbessert eine Chemotherapie (z.B. Etoposid/Cisplatin) die Lebensqualität und verlängert das Überleben. Im Gegensatz dazu kommt der Chemotherapie bei gut differenzierten Dünndarmkarzinoiden kein erwiesener Stellenwert zu. Es gibt bislang keine Hinweise dafür, dass eine traditionelle Chemotherapie das Überleben der Patienten mit Dünndarmkarzinoiden verlängert und/oder die Lebensqualität verbessert.

Eine Zwischenrolle nehmen die fortgeschrittenen neuroendokrinen Tumoren der Bauchspeicheldrüse ein: Bei G2 gut differenzierten neuroendokrinen Tumoren der Bauchspeicheldrüse (Ki-67 Expression zwischen 2% und 20%) soll neben zielgerichteten Therapieformen (siehe unten) die Chemotherapie in Betracht gezogen werden. In den letzten Jahren konnte zusätzlich zu 5-FU/ Streptozotocin bzw. Doxorubin/Streptozotocin auch Temozolomid als effektives zytostatisches Medikament etabliert werden. Es zeichnet sich ab, dass jeder Patient in Abhängigkeit von den individuellen molekularen Eigenschaften seines neuroendokrinen Bauchspeichel­drüsentumors („molekulares Tumorprofil“) individuell behandelt werden kann und soll.

Auch Interferon-alpha wird für die Therapie gut differenzierter Inselzelltumore der Bauchspeicheldrüse eingesetzt. Durch diesen Wirkstoff soll das Immunsystem des Patienten angeregt werden, um eine stärkere Abwehr gegen das ortsfremde Tumorgewebe zu bilden.

 

 
Prof. Dr. med. Hans ScherüblFachliche Beratung

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