Karzinoide – was sind sie? Gutartige oder bösartige Tumore?

Weder der Begriff des neuroendokrinen Tumors noch die Bezeichnung Karzinoid legen sich fest, ob der Patient an einem gutartigen oder an einem bösartigen Tumor erkrankt ist. Bei gut-differenzierten (Ki-67≤2%) neuroendokrinen Tumoren kann auch heutzutage der Pathologe bei der feingeweblichen Begutachtung des Tumors unter dem Mikroskop nicht immer sicher sagen, ob es sich um einen gutartigen oder einen bösartigen Tumor handelt. Oftmals ist es erst der klinische Verlauf, der es nach Monaten oder Jahren erlaubt sicher zu entscheiden, ob das Karzinoid sich gut- oder bösartig verhält. Sichere Belege für die Bösartigkeit (Malignität) von Karzinoidtumoren sind das Auftreten von Tochtergeschwulsten. Für Bösartigkeit spricht auch das Eindringen des Tumors in die tiefen Wandschichten, eine Mitbeteiligung der Gefäße (Angioinvasion) sowie der feingewebliche (histologische) Verlust einer guten Ausdif­ferenzierung.


Differenzierungsgrad von neuroendokrinen Tumoren

Die Bestimmung des feingeweblichen Differenzierungsgrades von Karzinoiden und Inselzelltumoren ist entscheidend für Aussagen zur Prognose aber auch für die Behandlung. Der Pathologe bestimmt den Differenzierungsgrad u.a. anhand von immunhistologischen Färbungen des Tumors. Als „Marker“ werden ins-besondere die Rate von Zellteilungen und der prozentuale Anteil von Tumorzellen verwendet, die sich positiv färben für den Proliferationsmarker Ki-67. Als G1 neuroendokrine Tumore werden gut-differenzierte Tumoren bezeichnet, die feingeweblich eine Proliferationsrate <2%  bzw. eine Ki-67-Rate von ≤2% aufweisen. Patienten mit G1-differenzierten neuroendokrinen Tumoren haben im allgemeinen eine sehr gute Prognose. Tumoren mit einer Proliferationsrate zwischen 2 und 20% werden als G2 Tumore bezeichnet; auch G2-differenzierte neuroendokrine Tumore gelten heutzutage i.d.R. als gut-differenziert. Bei den Tumoren mit einer Proliferationsrate über 20% handelt es sich in der überwiegenden Mehrzahl um schlecht differenzierte oder gar undifferenzierte neuroendokrine Tumore, die i.d.R. mit einer weniger günstigen Prognose einhergehen. G3-differenzierte, neuroendokrine Tumoren werden nach der neuesten WHO-Klassifikation (von 2010) als neuroendokrine  Karzinome bezeichnet.

 

 

Prof. Dr. med. Hans ScherüblFachliche Beratung

Zentrum für neuroendokrine Tumoren
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