Hinsichtlich der klinischen Beschwerden (Symptome) unterscheidet man zwischen funktionellen und nicht funktionellen, neuroendokrinen Karzinoiden. Die nicht-funktionellen neuroendokrinen Tumoren, d.h. diejenigen, die keine Hormonstoffe freisetzen, werden i.d.R. sehr spät und dann durch ihr verdrängendes Wachstum entdeckt. Die Beschwerden äußern sich dann oft in Form von Bauchschmerzen, Gewichtsverlust, Darmverschluss, gelegentlich durch eine Blutung oder Gelbsucht. Dagegen produzieren funktionelle (Dünndarm-) Karzinoide häufig aktive Hormonstoffe wie Serotonin, die wenn einmal der Abbauort, die Leber, von Absiedlungen des Tumors befallen ist, zum sog. "Karzinoid-Syndrom" führen:

  •     Anfallsartige Gesichtsrötung, z.T. begleitet von Herzklopfen und Schweißausbrüchen
  •     Anhaltende Durchfälle
  •     Bauchschmerzen (oftmals krampfartig)
  •     Atem- und Herzbeschwerden


Bemerkenswerterweise gehen aber Karzinoide des Wurmfortsatzes (Appendix) oder des Mastdarms (Rektum) in 99% der Fälle mit keinen derartigen Symptomen (Karzinoid-Syndrom) einher; sie gehören damit i.d.R. zu den nicht-funktionellen Verlaufsformen.

Patienten mit hormonaktiven Tumoren der Bauchspeicheldrüse leiden oftmals an folgenden Symptomen:

Insulinome: Patienten mit Insulinomen (der Bauchspeicheldrüse) leiden i.d.R. an  Unterzuckerungen, sog. Hypoglykämien. Die Unterzuckerungen können sich in Form von Schweißausbrüchen, Heißhungerattacken, Gewichtszunahme, beschleunigtem Puls, Verwirrtheitszuständen oder gar Bewusstlosigkeit äußern.

Glukagonome: Diese Tumore (der Bauchspeicheldrüse) sind extrem selten. Die Patienten klagen typischerweise über hohe Blutzuckerwerte und Hautausschläge.

VIPome: VIPome der Bauchspeicheldrüse setzen den Eiweißstoff vasoaktives intestinales Peptid (VIP) frei. Diese Substanz verursacht massive wässrige Durchfälle (> 6l/Tag).

Gastrinome: Patienten mit einem Gastrinom leiden unbehandelt typischerweise an wiederkehrendem Sodbrennen, Durchfällen und Magen- oder Zwölffingerdarm­geschwüren. Die Hauptlokalisation von Gastrinomen ist der Zwölffingerdarm und die Lymphknoten in der unmittelbaren Nachbarschaft; in der Bauchspeicheldrüse nehmen allenfalls 25-30% der Gastrinome ihren Ursprung. Durch den weitverbreiteten Einsatz sehr effektiver säurehemmender Medikamente, nämlich den sog. Protonenpumpenhemmern werden in der westlichen Welt Gastrinome heutzutage derart wirkungsvoll und gut behandelt, dass oftmals die eigentliche zugrunde­liegende Diagnose nicht mehr gestellt wird.

Hormoninaktive (neuro-) endokrine Tumoren der Bauchspeicheldrüse äußern sich  meist erst im fortgeschrittenen Stadium durch Schmerzen, Gewichtsverlust oder Gelbsucht. Bronchus- und Thymuskarzinoide fallen im Allgemeinen durch  Schmerzen, Husten oder Luftnot auf. Heutzutage werden Thymus- und Bronchuskarzinoide sowie Inselzelltumore der Bauchspeicheldrüse oftmals zufällig festgestellt im Rahmen einer Röntgen­- bzw. Ultraschalluntersuchung, die aus einem anderen Grunde erfolgen.

 

 

Prof. Dr. med. Hans ScherüblFachliche Beratung

Zentrum für neuroendokrine Tumoren
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