Bei der Behandlung von Patienten mit neuroendokrinen Tumoren stellen die teilweise sehr beeinträchtigenden hormonbedingten Beschwerden eine therapeutische Herausforderung dar. Dabei haben die langwirksamen Somatostatine/Somatostatinabkömmlinge (v.a. Octreotid und Lanreotid) einen herausragenden Stellenwert erlangt. Hauptwirkungsweise ist hierbei eine über Somatostatinrezeptoren auf der Tumorzelle vermittelte Hemmung der unkontrollierten Hormonfreisetzung.

Die symptomatische Behandlung mit Somatostatinen kann einerseits eine überbrückende Maßnahme sein bis zur Entfernung/Abtöten des Großteils der neuroendokrinen Tumorlast. Andererseits und sicherlich weitaus häufiger kann sie eine langfristige, wirkungsvolle Therapieform in der palliativen Situation darstellen. Somatostatine kontrollieren in der überwiegenden Mehrzahl der Patienten das Karzinoidsyndrom (Flush-Anfälle, Durchfälle usw.) sehr gut. Auch für die symptomatische Behandlung der sehr seltenen VIPome sind Somatostatine sehr wirkungsvolle Medikamente. Ein weiterer großer Vorteil der Somatostatine ist ihre generell gute Verträglichkeit. Bei längerer Anwendung muss allerdings mit dem Auftreten von Gallensteinen gerechnet werden, da Somatostatine die Gallenblasenentleerung hemmen. Gelegentlich kommt es zu Fettstühlen, da Somatostatine die Freisetzung der Bauchspeicheldrüsenfermente hemmen können. Die resultierende exokrine Pankreasinsuffizienz kann gut durch die orale Gabe von Bauchspeicheldrüsenfermenten behoben werden. Um Komplikationen eines Gallensteinleidens vorzubeugen, wird Karzinoidpatienten im Falle von operativen Baucheingriffen zur prophylaktischen Entfernung der Gallenblase geraten.
Weniger gut verträglich als die Somatostatine sind die Interferone. Hierzulande werden deshalb die Somatostatine bevorzugt. In Skandinavien werden interessanterweise auch die Interferone für die symptomatische Behandlung des Karzinoidsyndroms eingesetzt.

Die medikamentöse Therapie der Karzinoidherzerkrankung entspricht der üblichen Herzinsuffizienz-therapie (ACE-Hemmer/AT1-Antagonist, Diuretikum, ß-Blocker, Aldosteronantagonist, Digitalis). Eine Herzklappenoperation ist von der Schwere der Karzinoidherzkrankheit abhängig zu machen.

 

 
Prof. Dr. med. Hans ScherüblFachliche Beratung


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